September 2023: Neue Studie des Technischen Büros Klade über Biozide in Verdunstungskühlanlagen zeigt Handlungsbedarf
Eine Studie, die von der Wiener Umweltanwaltschaft in Auftrag gegeben und vor kurzen veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit dem Einsatz von Bioziden in Kühlsystemen: Insbesondere offene Verdunstungskühlanlagen werden häufig von gefährlichen Biofilmen besiedelt, die auch Legionellen oder Pseudomonas-Bakterien enthalten können. Aufgrund des permanenten Kontaktes des Kühlwassers mit der Umgebungsluft können diese mitunter kilometerweit vertragen und nach Inhalation durch Anrainer*innen zu schweren oder sogar tödlichen Lungeninfektionen führen. Solche Fälle sind durch zahlreiche Studien belegt und wurden 2007 auch in Wien von der AGES dokumentiert. Die Studie bringt unter anderem folgende Erkenntnisse:
Der Biozideinsatz in Verdunstungskühlanlagen ist in Österreich eine Blackbox
Die Standorte potentiell gefährlicher Kühlanlagen sind großteils unbekannt
Deutschland kann – was die behördliche Regelung betrifft – als Vorbild gesehen werden.
Die Studie führt einen Vergleich von Wirkstoffen und Anlagen durch
und empfiehlt neben der Behebung baulicher Mängel und der sehr regelmäßigen, chemischen und technischen Wartung dieser Anlagen, vor allem oxidierende Verfahren mit geringer AOX-Bildung. Solche sind etwa die Herstellung von Aktivchlor durch Elektrolyse aus Natriumchlorid vor Ort oder die Verwendung von möglichst reinem Chlordioxid. Für Verfahren, die das umweltfreundliche Wasserstoffperoxid einsetzen oder die mit Monochloramin oder Ozon arbeiten, gibt es in Österreich leider noch wenig Referenzen. Das Beispiel des Vienna Twin Tower, wo eine Ozonisierungsanlage installiert wurde, zeigt jedoch, dass unter den richtigen Rahmenbedingungen sowohl auf den Einsatz von abwasserrelevanten Bioziden als auch auf (meist umweltschädliche) Korrosionsinhibitoren verzichtet werden kann. Die Anlage amortisierte sich durch die große Einsparung an (umweltgiftigen) Chemikalien in zwei bis drei Jahren.
Vom Einsatz der bioziden Wirkstoffe CMIT/MIT, DBNPA und Glutaraldehyd wird in der Studie des Technischen Büros Klade nicht zuletzt aus Gründen des Arbeitnehmer*innenschutzes weitestgehend abgeraten.
Die Ergebnisse finden sich im Studienbericht